Samstag, 7. Februar 2015

6. Februar: Ganz viel los am Himmel

Der Tag fing ja schon gut mit dem Sonnenaufgang an, tagsüber nur ab und an mal kleine Wolken, und jetzt auch am Abend richtig klar. Das konnte ich endlich mal wieder ausgiebig für einen Beobachtungsabend nutzen.

Schon gleich nach Sonnenuntergang fiel mir die Venus auf, hell strahlend im Westen. Über ihr war ab 18 Uhr auch der Mars zu erkennen. Hier ein Foto der beiden:

Venus (Bildmitte) und Mars (oben, dicht am linken Baum) in der Abenddämmerung (58mm, f/4, 1/8sec, ISO-1600)

Im Fernrohr sieht die Venus zur Zeit recht rund aus. Manchmal zeigt sie ja auch eine Sichelgestalt, ähnlich wie der Mond. Da sie zur Zeit jedoch relativ dicht am Horizont steht, zeigt sie bedingt durch die Lichtbrechung an den Luftschichten in der Atmosphäre kein klares, ruhiges Bild, so dass ich auf ein größeres Foto verzichtet habe.

Gegenüber von Venus und Mars im Osten war inzwischen auch schon Jupiter aufgegangen. Hier auch ein Foto:

Jupiter zwischen den Bäumen tief im Osten. (105mm, f/4, 2sec, ISO-1600)
So früh am Abend schaut auch noch Jupiter nur zwischen den Zweigen der Bäume hindurch. Links die Sterne gehören übrigens zum Kopf des Löwen. Wenn der Löwe am frühen Abend aufgeht, ist das Frühjahr nicht mehr weit. Doch heute Abend sollte es erst mal wieder richtig kalt werden. Im Laufe der Nacht sollen die Temperaturen auf -6°C absinken, dazu war es recht windig, so dass einem die gefühlte Temperatur noch deutlich kälter vorkam.

Um 19:42 Uhr sollte es heute Abend einen Iridiumflare geben. Die Iridium-Satelliten haben große Sonnensegel, die je nach Sonnenstand und Bahnverlauf das Licht der Sonne hell reflektieren können. Das sieht dann von der Erde fast so aus wie eine Sternschnuppe, nur etwas langsamer vielleicht, da dies Aufleuchten viele Sekunden dauert und Sternschnuppen meist doch wesentlich schneller verglühen.

Dieser Iridiumflare sollte in der Nähe des Sternbilds Orion aufleuchten. Während ich meine Kamera einstellte und Testaufnahmen machte, hatte ich plötzlich diese Spur in meinem Bild:

Orion und Satellitenspur um 19:25 Uhr MEZ (50mm, f/4, 30sec, ISO-1600)
Das Sternbild Orion befindet sich in der rechten Bildhälfte. Durch die lange Belichtungszeit von 30 Sekunden zeigen die Sterne schon kleine Spuren am Himmel (bedingt durch die Drehung der Erde!). und man sieht auch viel mehr Sterne als mit dem bloßem Auge, denn so lange belichtet ist ein Kamerachip viel empfindlicher als das menschliche Auge.

Was mag das für ein Satellit gewesen sein? Auf der Webseite heavens-above kann man dies für hellere Satelliten heraus finden. Von der Bahn und Uhrzeit her kann dies nur eine Cosmos 2360 Raketenstufe sein. Sie kreist in über 800 Kilometern über der Erde, in diesem Moment war sie gerade dabei über die Türkei Richtung Schwarzes Meer zu fliegen.

Ein weiteres Testphoto zeigte eine etwas andere Spur:

Flugzeug im Anflug auf Orion um 19:39 Uhr  (50mm, f/4, 15 sec, ISO-1600)
Diese Spur ist nicht so gleichförmig wie die eines Satelliten, stattdessen kann man das mehrfache Blinken der Positionslampen des Fliegers in den 15 Sekunden Belichtungszeit feststellen. So kann man leicht Flugzeuge von Satelliten unterscheiden.

 Doch jetzt endlich zum Iridiumflare:

Iridiumflare um 18:42 Uhr (30sec belichtet, sonstige Daten wie oben)
Deutlich lässt sich erkennen, wie der Flare zunächst immer heller wird und dann die Intensität wieder zurück geht. Rechts neben Orion ist noch eine Satellitenspur zu erkennen. Diese ist jedoch recht schwach. Heavens-above erwähnt in der Nähe von Orion den Satelliten Cosmos 2322, der ebenfalls in über 800 Kilometern über die Erde kreist und sich i diesem Moment gerade über Süditalien befunden hat.

Der Flare wurde ausgelöst durch den Satelliten Iridium-3, dieser kreist in ca. 777km Höhe um die Erde. Im Moment des Flares war er von mir genau 1077 km entfernt. Aufgeleuchtet hat die rechte Antenne. 27 Kilometer weiter westlich, etwa in Rietberg, wäre der Flare noch viel heller gewesen. Hier leuchtete er mit -2mag etwa so hell auf wie der Jupiter, in Rietberg hätte die Helligkeitsstufe -8mag betragen.

Jetzt galt es jedoch schnell die Kamera zu verstellen, denn ab 19:45 Uhr sollte die ISS am Himmel zu sehen sein. Die ISS fliegt deutlich niedriger als die vorgenannten Satelliten. Sie umkreist in etwa 400 Kilometern Höhe die Erde. Der heutige Überflug sollte jedoch nicht spektakulär sein, denn sie würde nur kurz im Südwesten vom Horizont kommend aufsteigen und eine maximale Höhe von 16° im Südsüdwesten erreichen, bevor sie nach nur zwei Minuten wieder im Erdschatten verschwindet. Das ist nicht viel. Und dummerweise steht genau in der Himmelsrichtung, in der die ISS aufsteigen soltle auch noch die einzige helle Straßenlaterne weit und breit. Trotzdem gelang mir das folgende Foto mit einer Strichspur der ISS:

Die ISS flach über dem Horizont um 19:48 Uhr. (50mm, f/2, 20sec, ISO-200)
 Beinahe hätte ich sie wegen der Gartenhecke meines Nachbarn gar nicht erwischt. Ich hätte vielleicht auf dem Grundstück viel weiter nach hinten gehen müssen, doch ich fürchtete, dann hätte mir die Straßenlaterne das Bild zu sehr beeinträchtigt. Auf dem nächsten Bild (Ausschnittvergrößerung), das nur wenige Sekunden nach dem ersten entstand, sieht man nur noch eine kleine schwache Spur, da die ISS gerade in den Schatten der Erde eintaucht.

Die ISS verschwindet im Erdschatten, 19:49 Uhr, (ansonsten Daten wie oben)

Doch jetzt sollte das Hauptereignis des Tages kommen: eine Bedeckung des Jupitermonds Ganymed durch den Jupitermond Europa. Die Erde befindet sich zur Zeit ziemlich genau in der Äquatorebene des Gasplaneten Jupiter. Weil die Jupitermonde in dieser Ebene um Jupiter kreisen, kommt es von uns aus gesehen in diesem Frühjahr zu vielen gegenseitigen Bedeckungen der Monde.

Die Bedeckung sollte nicht vollständig (total) sein, sondern die Monde würden sich nur teilweise (partiell) sein. Um dieses Ereignis zu beobachten braucht man am besten ein kleines Fernrohr. Im Fernglas (bzw. bei schwacher Vergrößerung) würden die beiden Monde sehr schnell zu einem verschmelzen. Bei größerer Vergrößerung wird natürlich auch der Abstand zwischen den beiden Objekten vergrößert, man kann sie länger getrennt erkennen.

Es war sehr spannend, die Annäherung der beiden Monde in verschiedenen Geräten zu beobachten, dann das "Verschmelzen", zeitweise sahen beide Monde eher aus wie eine helle, liegende Acht; und danach natürlich auch wieder das Auseinanderlaufen. Während sich Europa auf Jupiter zu bewegt, entfernt sich Ganymed vom Planeten. Ganymed ist dabei der etwas größere und hellere Mond. Die beiden anderen schon von Galileo entdeckten Monde stehen heute Abend auch auf der gleichen Seite von Jupiter. Io steht zwischen dem Planeten und dem Paar Ganymed/Europa. Kallisto befindet sich weiter entfernt als die beiden Hauptakteure des Abends.

Hier eine Sequenz von Bildern zu diesem Ereignis:

Bild 1, entstanden um 18:17 Uhr

Bild 2, entstanden ca. 19:25

Bild 3, entstanden ca. 20:00 Uhr

Bild 4, entstanden ca. 20:30 Uhr

Leider habe ich nicht bedacht, die Uhrzeit der Kamera zu justieren. Die erste Zeit sollte noch stimmen, doch zwischendurch hatte ich die Batterie nachgeladen, dadurch stimmen die im Bild eingebetteten EXIF-Zeiten leider gar nicht. Doch ich hoffe, die Spannung des Ereignisses lässt sich ein wenig nachvollziehen.

Zu guter Letzt noch ein weiteres Foto mit zwei Objekten, die ich heute Abend ebenfalls beobachtet habe:

Andromedagalaxie und Komet Lovejoy C/2014 Q2

Der Komet Lovejoy C/2014 Q2 wird langsam lichtschwächer, zur Zeit hat er etwa 5mag. Er ist der grüne, etwas verwaschene Punkt links oben im Bild. Er steht nicht weit entfernt vom Stern Almaak, ein schöner Doppelstern im Sternbild Andromeda. Der etwas hellere, weiße leicht ausgfranste Fleck unten, etwas links von der Bildmitte, ist die Andromedagalaxie. Sie ist von uns ca. 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt. Und oben rechts kann man noch die hellen Sterne des Sternbild Cassiopeia erkennen.

Ich habe noch einiges mehr beobachtet, doch diesem Bild möchte ich meinen Bericht einer wunderschönen Sternennacht beenden. Abende wie diesen sollte es öfter geben.

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