Sonntag, 8. März 2015

8. März 2015: Die ISS vor der Sonne

Am Sonntag, den 8. März, sollte um 12:40 Uhr MEZ die ISS, von meinem Garten aus gesehen, exakt vor der Sonnenscheibe vorüber fliegen.  Anders als Flugzeuge sind Überflüge der ISS am Tage nicht zu beobachten, da die ISS in über 400 Kilometer Höhe vor dem hellen Himmelsgrund nicht auszumachen ist. Fliegt sie jedoch direkt vor der Sonne vorüber, sind ihre dunklen Umrisse vor der Sonnenscheibe sichtbar.

Informationen über solche Sonnentransits kann man sich über die Webseite "Calsky" für jeden beliebigen Ort der Erde ausrechnen lassen. Auch die Webseite "heavens-above" kann für solche Beobachtungen sehr hilfreiche Informationen liefern.

So zeigte heavens-above diesen Überflug an:

Quelle: heavens-above


Und weil heute prächtigstes Vorfrühlingswetter herrschte, wollte ich versuchen, dieses Ereignis zu dokumentieren.

Wie kann man so etwas machen?

Solche Überflüge sind immer nur in einem schmalen Streifen sichtbar. In unserem Nachbarort Schlangen wäre die ISS genau mittig vor der Sonne vorüber geflogen, in Paderborn hätte man dieses Ereignis schon nicht mehr sehen können, da wäre die ISS etwas oberhalb der Sonne vorbei geflogen. Die genauen Informationen zu so einem Überflug kann man bei Calsky erfahren:

Quelle:Calsky
  

Calsky hat berechnet, dass dieser Vorüberflug bei mir gerade mal 0,75 Sekunden dauert. Also im richtigen Moment auf den Auslöser des Fotoapparats drücken? Da müsste man wohl viel Glück haben, um genau diesen Moment zu treffen. Also habe ich mich entschlossen, dieses Ereignis zu filmen.

Damit Fotoapparat (und vorgeschaltetes Fernrohr) nicht durch die Sonneneinstrahlung beschädigt werden und der Sensor wie hinter einem Brennglas einfach verbrannt wird, ist es zunächst natürlich notwendig, diese vorne durch spezielle Sonnenfilterfolie zu schätzen. Wer sich meine komplette Ausrüstung für diese Aufnahmen ansehen möchte, ist herzlich eingeladen, meinen Vortrag jetzt am Montag, den 9. März um 19:30 Uhr in der Sternwarte Paderborn Schloß Neuhaus anzuhören. Dort werde ich meine "Hardware" und andere astronomische Geräte ausführlich vorstellen.

Doch dann ist es eigentlich "einfach". Alles sauber einstellen, auf die Sonne fokussieren und ein paar Sekunden vor dem Transit auf den Videoauslöser klicken.

Hier das Ergebnis (am besten in Großansicht umschalten):



In dem obigen Video ist der Transit im Originaltempo zu sehen. Das Video insgesamt läuft ca. 16 Sekunden, nach ca. 12 Sekunden taucht die ISS oben rechts (bei etwa 1 Uhr) auf uns huscht ganz schnell nach links (etwa zur 9 Uhr Position). Der kleine graue Fleck an der linken Seite der Sonne ist real, das ist kein Fleck auf der Optik, sondern ein echter Sonnenfleck.

Hier das ganze noch einmal, jetzt jedoch mit reduzierter Geschwindigkeit, 1/8 des Originals, so ist die ISS schon deutlicher zu sehen (auch hier vielleicht auf Großansicht umschalten):




Und hier zusätzlich mehrere Einzelbilder aus diesem Video heraus kopiert:

Die ISS taucht bei ca. 1:00 Uhr (links oben) auf
Wenige Millisekunden später
Etwa zur Mitte des Transits
Die ISS verschwindet am linken Bildrand, leicht oberhalb des Sonnenflecks

Im Moment des Transits befand sich die ISS übrigens in 400 Kilometer Höhe in etwa über den Alpen an, d.h. sie war von Bad Lippspringe tatsächlich etwa 700 Kilometer entfernt.

Quelle: heavens-above

Den Film habe ich mit einer einfachen handelsüblichen Kleinbildkamera gemacht, die ich mir schon vor vielen Jahren gekauft habe.


Der eine oder andere Kritiker mag jetzt vielleicht einwenden, warum sollen wir glauben, das dies die ISS ist? Kann das nicht einfach nur eine zufällig vorbei huschende Fliege gewesen sein? Geht ein solches Foto nicht viel schärfer und eindeutiger?

Ja, das geht. Dazu ist jedoch eine noch professionellere Ausrüstung notwendig. In so einem Video werden ca. 25 Bilder pro Sekunde erzeugt, die Belichtungszeit eines einzelnen Bildes beträgt also etwa 1/25 Sekunde. Das ist natürlich viel zu lang, um die ISS scharf aufzunehmen, durch die schnelle Eigenbewegung kann sie nur verwischt erscheinen. Bei dieser Geschwindigkeit darf man eigentlich nur maximal 1/1000 Sekunde belichten. Dazu hätte ich jedoch eine andere Kamera benötigt. Ein ganz phantastisches Foto der ISS vor der Sonne, auf dem man die Solarpanel der ISS genau erkennen kann und welches sogar während einer teilweisen Sonnenfinsternis entstanden ist, hat der bekannte Astrofotograf Thierry Legault geschossen. Hier der Link zu seinem Bild und einigen Erklärungen dazu: http://news.astronomie.info/ai.php/201101035:

ISS und Mond vor der Sonne am 4. Januar 2011



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